Kundennähe zahlt sich aus

Unter dem Titel „Liberation Day“ verkündete Donald Trump am 2. April 2025 weitreichende Importzölle gegen nahezu alle Länder — neben Nordkorea und Russland blieben nur die beiden US-Nachbarn Mexiko und Kanada weitestgehend verschont. Für die meisten Länder gilt eine pauschale Zollerhöhung um 10 Prozentpunkte. Der über alle Einfuhren gewichtete Zolltarif der USA stieg durch Trumps Maßnahmen von rund 2 % auf über 20 % (Stand: 11. April).

Der amerikanische Zolltarif für China kommt einem Embargo gleich

Ausgerechnet auf Importe aus China, Japan und Taiwan werden nun aber noch einmal deutlich höhere Zölle erhoben, obwohl gerade diese Länder für die US-Amerikaner besonders wichtige Handelspartner darstellen. China reagierte umgehend mit Gegenmaßnahmen, die wiederum von den USA erwidert wurden — innerhalb weniger Tage schaukelten sich die Zölle der beiden größten Volkswirtschaften der Welt auf über 100 % hoch. Einfuhrbeschränkungen in dieser Höhe kommen für die meisten Waren und Rohstoffe einem Embargo, also einem Importverbot, gleich. Wovon genau der US-Präsident seine Bürger „befreien“ will, bleibt unklar.

Unternehmen unterschiedlich betroffen, der Einzelfall entscheidet

Zölle verteuern Importe und machen damit lokale Produkte, relativ betrachtet, wettbewerbsfähiger — so zumindest die Theorie. Unter Importbeschränkungen leiden in erster Linie jene Unternehmen, die erstens nicht lokal produzieren, sondern Produkte einführen müssen, und die zweitens lokale Wettbewerber haben, die nicht auf Importe angewiesen sind.

Vor wenigen Jahren führte die COVID-19 Pandemie zu schockartigen Verwerfungen bei den weltweiten Lieferketten. Lieferschwierigkeiten und steigende Preise waren die Folge. Die von den Amerikanern verhängten Zölle stellen in ähnlicher Weise einen Schock für die Wirtschaft dar – wie vor einigen Jahren werden jedoch nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen sein. So gab der Schweizer Hersteller von Bauchemikalien, Sika, bekannt, von den drastisch gestiegenen Importzöllen in den USA nicht betroffen zu sein:

Unsere bewährte ‚local for local‘-Strategie [bildet] die Grundlage für unsere hohe Resilienz – insbesondere in Zeiten globaler Unsicherheit und zunehmender Handelsbarrieren. Wir produzieren unsere Lösungen und Innovationen lokal in den jeweiligen Märkten, nahe bei unseren Kunden. Besonders in den USA haben wir dieses dezentrale Modell erfolgreich umgesetzt und stellen heute nahezu 100 % unserer Produkte lokal für den US-Markt her. – Thomas Hasler, CEO

Wer überoptimiert hat, zahlt jetzt einen Preis

Während zahlreiche Unternehmen auf der Suche nach immer günstigeren Herstellungskosten ihre Beschaffung auf Asien ausgerichtet und (über-)optimiert haben, verfügt Sika über mehr als 400 Fabriken in 102 Ländern. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, Lösungen lokal herzustellen. Dementsprechend werden die Produkte des Unternehmens nur in sehr geringem Umfang über Landesgrenzen hinwegbewegt. Steigende Zölle können das Unternehmen nicht treffen. In den letzten Jahren haben wir immer wieder (1, 2, 3) auf die Vorteile einer dezentralen Unternehmensführung hingewiesen. Erst 2023 schrieben wir:

Dezentrale Geschäftsmodelle, welche überwiegend nah am Kunden produzieren, sind grundsätzlich weniger anfällig für eine Disruption der weltweiten Lieferketten […] – ProfitlichSchmidlin

Auch im aktuellen Umfeld, in welchem die wirtschaftlichen Unsicherheiten weltweit angestiegen sind, Lieferketten überdacht werden und sich das Kundenverhalten verändert hat Dezentralität – wie in den meisten Krisen – Vorteile. Portfoliounternehmen wie beispielsweise Sika, Holcim und Beijer Ref werden sehr dezentral geführt. Produkte werden, wie im Fall Sika, in der Regel lokal, nah am Kunden hergestellt und vertrieben und die Unternehmen verfügen über flache Hierarchien, welche es ermöglichen agil auf Veränderungen von Kundenbedürfnissen einzugehen. Relevante Entscheidungen werden von den lokalen Management-Teams vor Ort anstatt aus der weit entfernten Unternehmenszentrale getroffen. Dieser Ansatz immunisiert die Unternehmen zwar nicht völlig von den Auswirkungen eines wirtschaftlichen Abschwungs, macht die Unternehmen in Krisen aber widerstandsfähiger.

Unter den zehn größten Unternehmen im ProfitlichSchmidlin Fonds UI produziert kein Unternehmen vollständig oder überwiegend in Asien. Wir gehen davon aus, dass unsere Unternehmen von den gegenwärtigen Unsicherheiten zwar betroffen sind aber im Vergleich zu den Wettbewerbern in einem unsicheren Umfeld Marktanteile gewinnen werden. Die überraschenden Zollankündigungen der US-Regierung zeigen einmal mehr, wie unsicher die Geopolitik geworden ist. Genau von einem solchen Umfeld können Unternehmen mit einer besonderen Kultur aber auch profitieren – nach solchen suchen wir.